1. Ansichten eines Trainingslager-Novizen
Die Anreise nach Lindow, über romantische brandenburgische Alleen, war recht kurzweilig und nachdem uns der Anblick des Schlosses Meseberg ein erstes Highlight bot, war die Trainingsstätte auch schon fast erreicht.
Die ehemalige Sportschule war ob ihre Lage prädestiniert dazu die volle Konzentration auf das wesentliche sicherzustellen: Nichts zivilisatorisches vermochte abzulenken. Ein bisschen JWD Charme begrüßte uns bei der Einfahrtin das Objekt. Allerdings präsentierte sich der Sportkomplex dann, zu meiner Verwunderung, in einem sehr modernen Gewand. Die Schwimmhalle, die als erstes ins Auge stach, steigerte die Vorfreude auf das wohl anstrengende Wochenende erheblich.
Die insgesamt vier Trainingseinheiten im Wasser machten Spaß und die moderne Halle mit ihren 50m-Bahnen bot uns optimale Bedingungen für ein maximales Trainingserlebnis.
Ein besonderes Highlight sollte die Dokumentation des Startsprungs mittels der vorhandenen Videoanlage werden. Nach einigen Irritationen schaffte der Techniker doch noch woran keiner meiner geglaubt hatte: Die Videoanlage funktionierte und jeder der Lust und Bedarf hatte konnte seinen mehr oder weniger geglückten Startsprung in Zeitlupe genießen.
Ein großes Lob verdiente sich auch die Küche in Lindow. Abwechslungsreiche Kost und eine umfangreiche sowie hochwertige Auswahl zu allen Mahlzeiten komplementierte die gute Leistung des Sportzentrums. Glücklicherweise lagen unsere Trainingszeiten immer vor Frühstück und Abendbrot sodass keine Abwägung zwischen leckerem Essen und einem effizienten Training erfolgen musste.
Auch das Miteinander abseits des Schwimmbeckens kam nicht zu kurz. Während am Freitagabend eine Flurparty mit Vorstellungsrunde den ersten Trainingstag abrundete, gab es für besonders engagierte Sportler am darauf folgenden Abend noch eine Tanzeinheit in der hauseigenen Sportlerbar. Neben den abendlichen Aktivitäten wurde auch tagsüber für einen gelungene Ausgleich zur Wasserzeit gesorgt. Am Samstag ging es mit dem Fahrrad zu einer kleinen Ausfahrt um die Umgebung zu erkunden. Während anfänglich Kälte und fehlende Sonne für ein Motivationsdefizit sorgten änderte sich dies bereits kurze Zeit später. Die Sonne begleitete uns über die gesamte Tour und sorgte für den wahrscheinlich letzten Sonnenbrand in heimischen Gefilden für dieses Jahr. Schwierig gestaltete sich auf unserer Ausfahrt die Suche nach einem Ausflugslokal. Da wir zu dieser Jahreszeit wohl den Großteil der Touristen in der Gegend stellten, war die Auswahl an gastronomischen Einrichtungen für uns relativ überschaubar. Eine Vorhut schaffte es dann den Mitarbeiter eines Veranstaltungshauses in Vielitzsee zu einer Bewirtschaftung des selbigen zu überreden. Sichtlich überrascht von einem leichten Anstieg an Gästen, es waren dann doch 23, gab es kalte Getränke und für die Größeren auch einen Blick auf den See. Um sich von den Strapazen der Tour etwas herunter zu kühlen wurde in Lindow für einige noch tiefgefrorenes Softeis gereicht, andere begnügten sich mit Käfern.
Auch am Abreisetag, nach der letzten kräftezehrenden Wassereinheit, ging es wieder in die Natur. Ein Spaziergang um den See sollte das Wochenende abrunden. Starker Wind und Schatten spendende Bäume sorgten für ein flottes Tempo um nach Ankunft im Sportzentrum eine letzte Mahlzeit einnehmen zu können. Erschöpft aber glücklich ging ein tolles Wochenende für uns zu Ende.
Ein großes Dankeschön an dieser Stelle für ein gelungenes Wochenende an die Reiseleitung Grit und dem sportlichen Leiter des Wochenendes Jörg-Uwe.
2. Bericht vom Masters-Wochenende
Seit einem Jahr schwimme ich regelmäßig im TSV, und alle Sportfreunde gaben sich viel Mühe, mich in ihre Gemeinschaft zu integrieren.
Im Sommer fragte mich Grit, ob ich denn auch mal mit ins Trainingslager nach Lindow im Oktober fahren würde. Dies lag zu dem Zeitpunkt noch in weiter Ferne, also sagte ich spontan JA.
Je näher jedoch das Wochenende rückte, desto größer wurden meine Bedenken: Worauf hatte ich mich nur eingelassen? Würde ich das Pensum schaffen? Wird es für mich als neue „Einjährige“ machbar sein, einige Tage in Gesellschaft mit einem lange zusammengewachsenen Team zu verbringen, ohne dabei abseits zu stehen? Aber schließlich dachte ich mir: hey, es wird Zeit, Gewohnheiten zu ändern und offen zu sein für ein Wochenende in Lindow. Renate nahm mich am Freitagnachmittag in Berlin in Empfang und gemeinsam mit Kerstin stauten wir uns ins Ruppiner Land. Dort ging es dann quasi direkt ins Wasser.
Mein erster Gedanke war- so eine schöne Halle, aber dann: Das ist ja ein 50m Becken 🙁
In der Schwimmhalle Baumschulenweg sind wir auf der kleineren 25m-Bahn unterwegs. Na gut, nichts wie rein und losgeschwommen. Jörg-Uwe hatte den Trainingsplan an die Tafel geschrieben, alle übten routiniert. Mir jedoch kam eine Bahn endlos vor, und die sonst so beliebten kleineren Pausen an der Wende fielen natürlich aus. Um 19:00 Uhr war Schluss mit der ersten Einheit, und ehrlich, so traurig war ich darüber nicht.
Vor dem Abendbrot traf ich noch Daphna und Anja auf meinem Zimmer, gemeinsam gingen wir in den Speisesaal. Beim Anblick all der Köstlichkeiten dachte ich nur, gut, dass wir so viel Sport machen…
Abends saßen wir noch gemütlich beisammen, und ich lernte meine Trainingskameraden mal ohne Badehose, Kappe & Co. kennen. Alle zauberten Köstlichkeiten auf den Tisch, die Stimmung war ausgelassen, Matze sorgte fürs Musikalische und die eine oder andere Flasche Bier oder Wein fürs leibliche Wohlbefinden. Einzig die Ankündigung, am Samstagmorgen um 7:00 Uhr in der Halle antreten zu müssen, ließ die Leute so nach und nach in ihren Zimmern verschwinden.
Als Anjas Wecker kurz nach halb 7:00 Uhr klingelte quälten wir uns aus den Betten, und zack standen wir am Becken. Jörg- Uwe hatte diesmal nur den ersten Teil des Programms an die Tafel geschrieben – das ließ zumindest mich darauf hoffen, dass er es langsam angehen würde. Falsch! Denn er ergänzte es um die nächsten 1000 Meter und um die nächsten… Dabei hatte er uns alle im Auge, korrigierte die eine oder andere Bewegung. Und plötzlich merkte ich, es läuft besser, das Wasser hatte mit einem Mal Griff und die Müdigkeit war weg. Nach zwei Stunden jedoch war ich ziemlich platt, aber auch stolz. Nun war ich doch zuversichtlich, dass ich das Pensum schaffen werde.
Nach dem Frühstück warteten die Räder auf uns, Simone hatte eine Fahrradkarte der Umgebung mit. Wettergott Petrus meinte es gut mit uns – draußen war es zwar kalt, aber die Sonne schien und das bunte Herbstlaub machte ganz einfach gute Laune. Über Großmutz (ginge auch ohne das z!) fuhren wir nach Seebeck, wo wir uns über unsere Lunchpakete (an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für Grits perfekte Organisation der Reise!) hermachten und auch so mancher Hopfendurst gelöscht werden konnte. Gestärkt radelten wir weiter nach Lindow – doch beim Durchzählen fehlten Grit und Andreas. Nach einiger Zeit waren wir wieder vollständig – ein Insekt hatte Grit für einen Moment außer Gefecht gesetzt.
Zurück im Sportzentrum hieß es dann: Pause! Ausruhen, Lesen, Schlafen, Kaffee – die Reihenfolge ist beliebig. Jeder setzte hier andere Prioritäten. Kurz vor 18:00 Uhr hatte der Trainer zur Technikschulung ans Becken gebeten. Ein Startsprung kann zu einer Wissenschaft werden, dies erfuhren wir zunächst in Theorie, aber später auch in der Praxis. Mittels einer Unterwasserkamera konnte Jörg-Uwe jedem von uns zeigen, wo unsere Stärken oder Schwächen beim Sprung ins Wasser liegen. Das war für mich ein echter Höhepunkt. Spannend zu sehen wie es aussieht, wenn man oder frau springt. Jeder war dran, und in der Zwischenzeit zogen die anderen ihre Bahnen.
Nach einem zünftigen Abendbrot hieß es dann auf zur Trainingseinheit Nummer 4 an diesem Tag. Grit hatte schon darauf verwiesen: Teilnahme an der Sportlerdisco ist Pflicht. Ich habe schon lange nicht mehr so viel getanzt, die Musik umfasste den Geschmack der Jungen und, ähm, Alten, wir hatten wirklich Spaß. Und es gab das Déjà-vu zum Freitag – allein die Gewissheit, dass der Sonntag wieder um 7:00 Uhr im Wasser beginnen würde, ließ die Vernunft über den Spaß siegen.
Ja, der Wecker. Ohne Rücksicht klingelte er, und im Badspiegel guckten mich müde und dicke Augen an. Schon beim Umziehen hieß es: 11x 300 m, im Kopf überschlug ich = DAS SIND 66 BAHNEN! Na gut. Hopp und los, zwar wurden die Arme immer schwerer (die Beine waren es nach dem Tanzen sowieso) und die Bahnen immer länger, aber auch hier verging die Zeit. Und im Angesicht des Programmes wurde mir auch nicht kalt 🙂 !
Um 9:00 Uhr hieß es dann Wasser adè, allerdings fiel den müden Muskeln auch der Abschied von der heißen Dusche schwer. Nach dem Frühstück wanderten wir noch um den idyllischen Wutzsee, und diesmal ging auch niemand verloren. Es wurde viel erzählt und gelacht und es fühlte sich gut an. Ich hatte es geschafft, und klar war ich es auch. Das Traumwetter ließ das Stimmungsbarometer zusätzlich ansteigen, und Sabines gymnastische Einlage am Verkehrsschild in Lindow zauberte allen ein breites Lachen in die Gesichter. Ein letztes Mal aßen wir gemeinsam, inzwischen suchte Robin auch nicht mehr seine Brille, Grit nicht mehr unsere Einlasskarten für die Halle, Anja nicht mehr ihr Portemonnaie und Daphna nicht mehr ihre Tasche – alle hatten gefunden was sie zwischendurch mal gesucht hatten.
Und ich? Aus dem Lindow? vom Donnerstag wurde ein Lindow! für 2016, ich war und bin gern wieder dabei.
(Wer dabei war kann sicher die beiden ungenannten Autoren erahnen …)
Vielen Dank an Grit und alle Beitragenden für das schöne Wochenende.
(Die Frage bleibt: stammen die schweren Oberarme, die ich seit Donnerstag habe
a) vom Wochenendprogramm
b) vom Montagstrainingsprogramm, das wir Mittwoch geschwommen sind (?)
c) von der Grippeschutzimpfung am Freitag
d) von der Vorfreude auf das Dresdenwochenende
e) weiß nicht
f) sonst : …….
alles komisch)
Ss